top of page

Libra - Facebook's globale Kryptowährung

Diese Woche hat Facebook Details zum Vorhaben einer globalen Kryptowährung namens Libra bekanntgegeben. Hierzu wurden ein Whitepaper, verschiedene technische Paper und in Kürze ein Testnetz der Libra Blockchain veröffentlicht. Facebook plant Libra initial u.a. in Facebook, Messenger und WhatsApp zu integrieren. Angesichts der rund 2,4 Milliarden Facebook und 1,5 Milliarden WhatsApp Nutzer könnte Libra allein innerhalb des Facebook-Ökosystems zu einer der weltweit bedeutendsten Währungen heranwachsen. Zudem ist die Libra Blockchain als offene Smart Contract-Plattform konzipiert, wodurch die Integration und Nutzung von Libra durch Dritte potentiell frei erfolgen kann. Mit zunehmender Adaption der Plattform könnte Libra die Zahlungsverkehrsbranche neu formen, die Finanzindustrie revolutionieren und zu einer globalen Reservewährung werden.

Die Kryptowährung Libra ist eine Art Stablecoin (geringe Volatilität), der für sichere, skalierbare und verlässliche Zahlungen konzipiert ist. Die Währung soll ihre Stabilität durch die Deckung und Hinterlegung von Sicherheiten erhalten. Diese sollen aus einer Mischung aus Bankeinlagen und Staatsanleihen stabiler Zentralbanken bestehen. Libra ist also nicht durch einen festen Kurs an diesen Korb aus Sicherheiten gebunden, sondern schwankt durch einen freischwebenden Wechselkurs um den Gegenwert des Korbs. Preisstabilität ist eine wichtige Eigenschaft in der alltäglichen Nutzung des Geldes in seinen Grundfunktionen als Wertspeicher, Tausch- und Recheneinheit. Durch die hohe Volatilität bestehender Kryptowährungen, wie Bitcoin und Ethereum, eignen sich diese heute noch nicht für letztere zwei Funktionen. Zwei Kernprobleme sollen durch Libra insbesondere adressiert werden:

  1. Banking the unbanked – es gibt immer noch Milliarden an Menschen, die nicht am Finanzsystem partizipieren können.

  2. Globale Transaktionen mit geringsten Gebühren – weltweit bezahlen Menschen mit weniger Geld mehr für Finanzdienstleistungen.

Facebook hat zudem das Unternehmen Calibra gegründet, das als reguliertes Tochterunternehmen eine Trennung zwischen sozialen und finanziellen Daten ermöglichen soll. Calibra entwickelt neben genereller Infrastruktur für die Libra Blockchain eine eigene (Custodian) Wallet Applikation, die in bestehenden Facebook Diensten und als alleinstehende Wallet Applikation genutzt werden soll.

Im Whitepaper wird Libra wie folgt zusammengefasst: „Libra is a new global cryptocurrency, built on an open-source blockchain called the Libra Blockchain featuring its own proof-of-stake protocol.” Die Governance, d.h. Entwicklung der Blockchain und Ausgabe der Kryptowährung, wird durch eine non-Profit Institution mit Sitz in der Schweiz geregelt. Hierzu sollen 100 Gründungsmitglieder aus diversen geografischen Regionen innerhalb der Stiftung zusammenarbeiten. Kein Mitglied, eingenommen Facebook, kann mehr als 1% der Stimmrechte besitzen. Zu den bereits angekündigten Gründungsmitgliedern zählen namhafte Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen, die weitere Milliarden an Nutzer in das Libra Ökosystem integrieren könnten:

  • Payments: Mastercard, PayPal, PayU (Naspers’ fintech arm), Stripe, Visa

  • Technology and marketplaces: Booking Holdings, eBay, Facebook/Calibra, Farfetch, Lyft, MercadoPago, Spotify AB, Uber Technologies, Inc.

  • Telecommunications: Iliad, Vodafone Group

  • Blockchain: Anchorage, Bison Trails, Coinbase, Inc., Xapo Holdings Limited

  • Venture Capital: Andreessen Horowitz, Breakthrough Initiatives, Ribbit Capital, Thrive Capital, Union Square Ventures

  • Nonprofit and multilateral organizations, and academic institutions: Creative Destruction Lab, Kiva, Mercy Corps, Women’s World Banking

Die Libra Blockchain bildet die technologische Infrastruktur und wird unter einer Apache 2.0 Lizenz Open Source lizenziert. Dies erlaubt es unabhängigen Entwicklern den Quellcode zu lesen, Applikationen auf der Plattform zu bauen und Feedback in die Entwicklung einzugeben. Die Libra Blockchain implementiert einen neuartigen Proof-of-Stake (PoS) Algorithmus, bei dem Validator-Knoten mit hohen technischen Anforderungen im Rahmen eines Konsortiums aus Netzwerk-Teilnehmern neue Transaktionen verifizieren. Das Mainnet (Haupt-Netzwerk) der Libra Blockchain soll Mitte 2020 gelauncht werden. Anfangs sollen 100 Konsortium-Validatoren die Infrastruktur und Sicherung des Netzwerks sicherstellen. Diese betreiben nicht nur Netzwerkknoten, sondern investieren jeweils 10 Millionen US Dollar in die Libra Reserve und erhalten dafür so genannte Libra Investment Tokens (LIT). LIT können als Security Token verstanden werden. Sie repräsentieren Stimmrechte in der Libra Association und Anspruch auf Gewinne aus Transaktionskosten und Rendite der Reserve. Innerhalb von 5 fünf Jahren soll das Blockchain-Netzwerk eine Evolution von einem permissioned in ein permissionless System vollziehen, in dem die Validierung der Blockchain jedem offen ist. Im Design der Libra Blockchain wurden einige weitere Features bestehender Blockchains vereint. Wie in bestehenden Blockchain-Systemen, wurde kein wirkliches Identitätsprotokoll in das Grundprotokoll implementiert. D.h. es existieren erstmals nur Public-Private Key-Paare, die beliebig unabhängig voneinander durch jeden erzeugt werden können. Dies können Pseudo-anonyme Transaktionen ausführen, bei denen lediglich Transaktionssumme, Zeitstempel und Public Key-Adresse öffentlich einsehbar sind. Wie Tezos, implementiert die Libra Blockchain ein On-Chain Governance System. Gründungsmitglieder können anhand ihrer LIT Tokens über Entscheidungen bettreffend des Reserve-Managements, Upgrades der Blockchain und Aufnahme weiterer Validatoren abstimmen. Wie Ethereum, ermöglicht die Libra Blockchain programmierbares Geld mittels Smart Contracts, d.h. auch andere Crypto Assets und Transaktionen mit vor-programmierter, deterministischer Logik können umgesetzt werden. Transaktionskosten und Rechenleistungen werden analog Gas auf Ethereum in Libra für die Nutzung der Infrastruktur entrichtet. Zudem wurde eine eigene Programmiersprache namens Move und virtuelle Maschine entwickelt. In Summe ähnelt die Libra Blockchain in ihren Eigenschaften damit eher einer Smart Contract Plattform mit einem nativen Stablecoin. Die tatsächlichen Implikationen von Libra bleiben abzuwarten. Bei erfolgreicher Implementierung und Adaption durch die Gründungsmitglieder könnten diese in kürzester Zeit weitreichend sein. Bis zum Launch des Netzwerks sind jedoch noch wesentliche regulatorische, technologische und Herausforderungen bezüglich der Governance zu überkommen. Werden Versprechen zur Sicherung der Privatsphäre und zum Empowerment individueller Nutzer wirklich realisiert, oder entwickelt sich das Konsortium um Libra zu einem weiteren Gatekeeper und Netzwerk-Monopolisten? Welche Strategie werden andere Internet-Giganten, wie Google, Amazon und Apple fahren? Wie stellen sich Europa und Asien als Regionen gegenüber Libra auf? Wie stark werden Regulierer und Zentralbanken Libra unterstützen oder abstoßen? Wie wird Libra das bestehende Blockchain-Ökosystem und Kryptowährungen katalysieren oder marginalisieren? Fakt ist, mit diesem kühnen Vorhaben ist die weltweite Adaption von Blockchain-Technologie und Kryptowährungen greifend nah. Unternehmen, Wirtschaftsregionen und Regulierer müssen die Technologie ernst nehmen, Strategien entwickeln und Maßnahmen ergreifen. Bereits kurz nach der Veröffentlichung meldeten sich zahlreiche Experten, Regierungen und Nachrichtenseiten zu Wort. Im Folgenden eine kleine Zusammenstellung:

Schlegel Blog abonnieren

Vielen Dank!

bottom of page