Die chinesische Zentralbank hat angekündigt ihre eigene staatliche Kryptowährung in den nächsten Monaten zu emittieren. Das Projekt ist bereits seit über vier Jahren in Bearbeitung und steht nun kurz vor dem Launch. Dabei wird die neue digitale Staatswährung im ersten Schritt an sieben Institutionen ausgeben. Darunter befinden sich u.a. die Industrial and Commercial Bank of China, die Bank of China und die Agricultural Bank of China. Zudem auch Technologie-Konzerne, wie Alibaba und Tencent. Damit wird die neue Währung direkt in ein Ökosystem bestehend aus den größten Banken und soziale Medien einschließlich digitaler Marktplätze integriert. In diesem Zug geht auch eine Integration in das globale Finanzsystem einher. In einem Report gibt Binance Research eine erste detaillierte Übersicht über die digitale Währung der chinesischen Zentralbank.

Jüngste Entwicklungen zeigen, dass Kryptowährungen und dezentrale Blockchain-Plattformen zunehmend eine wichtige geopolitische Rolle in der globalen Wirtschaft einnehmen. Das Vorhaben der chinesischen Zentralbank und Pläne von Facebook im Rahmen der Libra Association, gemeinsam mit einem Konsortium bestehend aus 100 weiteren Organisationen, eine globale digitale Währung zu launchen bekräftigen dies. Dazu wächst die Blockchain-Industrie weiter stark um einen breiten Mix aus weiteren privaten als auch öffentlichen, dezentralen Kryptowährungen, wie Bitcoin und Ethereum.
In dem akademischen Paper „How do private digital currencies affect government policy?” (M. Raskin, F. Saleh, D. Yermack, 2019) wird eine systematische Evaluation verschiedener Typen an digitalen Währungen herangezogen. Dabei wird analysiert, wie diese miteinander interagieren. Während zentralisierten digitalen Währungen Skepsis entgegengebracht wird, liegt der Fokus der Studie auf privaten digitalen Währungen. Diesen wird generell großes Potential zugeschrieben, insbesondere um die gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt in Emerging Markets zu stimulieren. In der Studie wird demonstriert, wie private digitale Währungen Wohlstand fördern, lokale Investitionen ankurbeln und den Staat erweitern.
Nicht nur deswegen argumentiert Philipp Sandner, dass die Abbildung des Euro und der Identität auf der Blockchain eine Priorität für Europa und Deutschland sein muss: „Zwar entwickelt sich in Europa und v.a. in Deutschland eine solide technologische und regulatorische Basis der Blockchain-Technologie, aber mit Blick auf die USA und nach China sind inzwischen Blockchain-Projekte erkennbar, die die globale Finanzarchitektur schneller als viele ahnen — also innerhalb weniger Jahre — verändern können. Europa und Deutschland müssen ihre Bemühungen intensivieren. Zwei Großvorhaben sind daher wichtig: Sowohl der Euro als auch die Identität müssen auf die Blockchain. Dies ermöglicht Euro-notierte Smart Contracts und die digitale Abbildung von Individuen, Unternehmen und Maschinen — all dies wird für die deutsche und europäische Industrie essentiell sein.“
Europa und insbesondere Deutschland zählen zu führenden Regionen für die Technologie. Umso wichtiger wird, dass diesen Entwicklungen auch auf der staatlichen und regulatorischen Seite nachgekommen wird. Ein Schritt in diese Richtung ist die Initiative „Blockchain in der Verwaltung“, in der mögliche Anwendungsbereiche der Technologie als auch relevante Fragestellungen und Lösungswege aufgezeigt werden. Sicherheit, Integrität und Authentizität von Daten bilden den Grundstein für die digitale Transformation. Blockchain-Technologie kann den Aufbau und Betrieb einer dezentralen, föderal geprägten IT-Infrastruktur in Deutschland ermöglichen. Hierbei sollen Identitäten über die Blockchain abgebildet werden, wobei Bürgerinnen und Bürger unter Kontrolle ihrer Daten bleiben und Behörden dennoch prozessübergreifend miteinander kooperieren können.
Auf der anderen Seite werden Kryptowährungen in Deutschland schon bald stark reguliert. Die Implementierung der 5. EU Anti-Geldwäsche Direktive durch die Deutsche Gesetzgebung hat weitreichende ökonomische Konsequenzen für Blockchain Startups, FinTechs, Banken, Handelsbörsen und die Industrie. Die Verwahrung und der Handel von Crypto Assets benötigt ab Januar 2020 eine Lizenz der BaFin. Diese Regel bzw. Hürde bezieht sich auf alle Unternehmen, die Crypto Asses halten oder handeln. Damit betrifft die neue Regulierung nicht nur Custodians und Handelsbörsen, sondern potentiell auch Wallets von Fahrzeugen und Maschinen als auch Punktesysteme, wie Miles and More, die über eine Blockchain abgewickelt werden.
Das geplante Vorhaben wird im Expertenkreis als Überregulierung bzw. Risiko für die Deutsche Blockchain-Industrie eingeschätzt. Ab 2020 benötigt jedes Unternehmen, das mit Crypto Assets auf die ein oder andere Weise interagiert, eine Lizenz, die an sehr hohe Standards und damit verbundene hohe Kosten geknüpft ist. Regulierung, wie wir sie eher aus dem traditionellen Kapitalmarkt kennen. Es ist hervorzuheben, dass hiermit versucht wird Crypto Assets in Deutschland zu legitimieren und ihnen einen regulatorischen Rahmen zu schaffen. Zum anderen werden damit aber signifikante Marktbarrieren für Blockchain Unternehmen in Deutschland geschaffen.