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Ethereum – eine globale Abwicklungsplattform

In seiner Präsentation auf der Deconomy Konferenz argumentiert Joe Lubin, Gründer ConsenSys, warum Ethereum sich zu einem „Global Settlement Layer“ für eine dezentrale Weltwirtschaft entwickeln wird. Dabei geht er auf den aktuellen Stand des Blockchain Ökosystems, die Ethereum 2.0 Roadmap ein und nimmt Stellung zu anderen Projekten. Unsere bisherigen Systeme und Institutionen wurden auf einer subjektiven Vertrauensinfrastruktur errichtet. Vertrauen in:

  • einzelne Individuen

  • interpersonale soziale Netzwerke

  • Plattformen wie Unternehmen und Institutionen

  • große zentrale Autoritäten wie Regierungen und Behörden


Letztere funktionieren ziemlich gut in vielerlei Situationen. Bei Missverständnissen, Informations-Asymmetrien und Machtungleichgewichten brechen diese jedoch oft ein. Die Abhängigkeit von zentralisiertem Vertrauen ermächtigt unterschiedlichste Intermediäre zu viel Wert aus den Transaktionsflüssen zu extrahieren. Blockchain-Technologie bietet nun neue Möglichkeiten, wie wir Vertrauen in unsere Systeme und Institutionen einbetten können. Dezentrale Blockchain-Netzwerke erlauben eine neue Art von automatisierter, objektiver Vertrauensinfrastruktur und können entsprechend als globale Abwicklungsplattform dienen. Die Eigenschaft des Vertrauens ist abhängig von dem Grad der Dezentralisierung des Systems. Einige Blockchain-Netzwerke können nicht zweckmäßig manipuliert werden, selbst, wenn bis zur Hälfte aller Netzwerk-Knoten schädlich wären. Mit tausenden von Netzwerk-Knoten können wir bei Bitcoin und Ethereum zuversichtlich sein, dass es schwieriger ist diese Systeme zweckmäßig zu manipulieren, als so gut wie bei jedem anderen System in der Menschheitsgeschichte. „Settlement“ bzw. Abwicklung beschreibt das Finalisieren eines Handels oder einer Transaktion. Wenn die Abwicklung vollendet ist hat jede an der Transaktion beteiligte Partei erhalten, für was sie gehandelt hat und ist nicht mehr belastet. Ein Abwicklungssystem, -Plattform oder -Layer ist der Ort, an dem die Abwicklung des Geschäfts, Handels und der Transaktion stattfindet. Im Devisen- und Aktienhandel kann die Abwicklung zwischen Klienten eines Brokerunternehmens auf dem Level der Broker-Plattform selbst oder einem tieferen Level stattfinden. Diese Institutionen werden in der Regel als Zentralverwalter bzw. Wertpapiersammelbanken bezeichnet und übernehmen die Verwahrung als auch den Übertrag von Wertpapieren als zentrale Depotbanken. Grundsätzlich existiert kein zusammenhängendes, globales Finanzsystem. Vielmehr besteht eine Infrastruktur aus ummauerten Gärten, die ihre eigenen Broker und Zentralverwalter auf nationaler und regionaler Ebene pflegen. Ferner können auch Plattformen wie Ebay, PayPal, MasterCard, Amazon, Google Play und der App Store als Abwicklungsplattformen für eine bestimmte Art von Transaktionen gesehen werden. Als Kapitalgesellschaften sind diese Plattformen unternehmerisch darauf ausgelegt ihren Profit zu maximieren. D.h. es besteht auch ein natürliches Interesse eigene Interessen zu schützen und große Gräben zu schaufeln, um ihre Wettbewerbsfähigkeit auszubauen. Durch starke Netzwerkeffekte nehmen insbesondere digitale Netzwerk-Plattformen zunehmend Monopolstellungen im Markt ein, dies ist in verschiedensten Industrien zu beobachten. Ein Plattform-Lock-in führt zunehmend zu Zensur und Single Points der Kontrolle oder des Marktversagens für viele Aspekte der globalen Wirtschaft. Jede Industrie wird zunehmend vom Plattform-Risiko bedroht. Dezentrale Blockchain-Netzwerke bieten neue Möglichkeiten bzw. eine neue Infrastruktur, wie wir Abwicklungen auf globaler Ebene vollziehen können, selbst-souveräne Nutzer durch Identitätssysteme zur Verfügung über ihre eigenen, privaten Daten befähigen und offene Systeme gestalten, bei der nicht die Profit-Maximierung vorrangig ist. Während die bisherige Generation an geteilten Protokollen wie TCP/IP, HTTP, SMTP etc. als Grundinfrastruktur immense Werte geschaffen haben, wurden diese Werte eher auf dem Applikations-Layer durch for-Profit Unternehmen, wie Google und Facebook aggregiert und eingefangen. Blockchain-Technologie in Kombination mit Krypto Assets bieten offenen Protokollen neue Mechanismen zur Werterfassung, die Interessen zwischen Entwickler, Nutzer, Investoren und anderen Stakeholdern gesamtheitlich dienen können. Joel Monegro von Union Square Ventures hat diese Idee in der „Fat Protocols“ Thesis geprägt. Joe Lubin erweitert diese hin zu einer „Layered Collaboration Protocols“ Thesis. Auf Ethereum existieren bereits eine Vielzahl von Protokollen und Services, die als offene Plattformen durch APIs zugänglich sind und kombinatorische Innovation im Sinne einer Protokoll-Ökonomie erlauben. Traditionelle Plattformen schaffen den Plattform-Lock-in insbesondere durch die vertikale Integration ihres Geschäfts und werden so zu starken Intermediären für gesamte Industrien. Mit Blockchain-Technologie können wir Protokolle eher durch eine horizontale Integration monetisieren. Offene Plattformen, die auf verschiedenen Schichten von Protokollen aufbauen, können für diverse Industrien und Nischenmärkte offenen Wettbewerb fördern. Einzig aus diesem Grund existiert z.B. das Wettbewerbs- bzw. Kartellrecht. Eine solche Architektur für unsere Wirtschaft wird wahrscheinlich in einer größeren Anzahl an kleineren, spezialisierten Organisationen und einer gerechteren Monetarisierung resultieren. Unsere globale IT Infrastruktur erlebt eine Transition zu freieren Märkten durch mehr Kollaboration, Effizienz, weniger Eintrittsbarrieren und einer faireren System-Architektur. Insbesondere in der Finanzindustrie ist ein starkes Momentum zu beobachten, die FinTech bzw. DeFi Revolution vollzieht sich gerade und die meisten Aktivitäten diesbezüglich finden auf der Ethereum Blockchain statt. Geschlossene Plattformen sind ineffizient und fördern Korruption. D.h. für die Wahl eines fundamentalen „Global Settlement Layer“ der Weltwirtschaft sollten wir maximale Dezentralität als primäres Kriterium heranziehen. Angenommen wir einigen uns, dass Freiheit, Wahlfreiheit und maximales Vertrauen die Eigenschaften für die optimale Wahl eines „Global Settlement Layer“ darstellen, was also sind unsere Optionen heute (Achtung, Joe hat ein natürliches Bias für Ethereum):

  • Proof-of-Work (PoW) Blockchains sind für eine Reduzierung auf der Netzwerk-Knoten-Ebene anfällig, aufgrund der Kosten für Hardware und Energie, dem bevorzugten Zugang zu Mining-Hardware und Ineffizienzen in der Skalierung. Ein gut designtes Proof-of-Stake (PoS) System könnte diese Asymmetrien überkommen und dadurch mehr Stakeholder befähigen Netzwerk-Knoten zur Validierung bzw. Sicherung der Blockchain zu betreiben. Die Eintrittsbarrieren sollten so niedrig wie möglich gestaltet werden. Aktuell ist ein Minimum an 32 ETH Stake für einen Validator-Knoten in Ethereum 2.0 vorgesehen. PoS soll Ethereum nicht nur in der Dezentralisierung, sondern auch in der Skalierung und Sicherheit des Netzwerks weiterhelfen. Die Roadmap ist über drei Implementierungs-Phasen geteilt. Hier gibt es ein Überblick über die geplante Ökonomik zwischen Staking-Patizipation, Inflation und Staking-Rendite.

  • IBM Fabric: keine Chance, um über ein relativ kleines Netzwerk an privaten, permissioned Systemen hinauszuwachsen. Fabric kann Token ausgeben, aber nur für eingegrenzte Situationen. Fabric Technologie fördert Plattform-Lock-in.

  • R3 Corda: Blockchain-inspirierte Software, die überwiegend für Applikationen im Bankwesen gedacht ist. Hierbei steht mehr „point-to-point“-Vertrauen als eine geteilte Wahrheit im Vordergrund. Corda kann Token ausgeben, aber nur für eingegrenzte Situationen. Corda Technologie fördert Plattform-Lock-in.

  • EOS: Plattform, die durch 21 Knoten kontrolliert wird und entsprechend nicht dezentral ist. Diese können konspirieren und zensieren. Regierungen und andere Akteure können diese bestechen oder zu Handlungen zwingen.

  • Polkadot: jede Parachain, die in Polkadots Relay Chain integriert werden soll, muss durch Abstimmung der DOT-Token-Halter genehmigt werden. DOT-Halter können auch darüber entscheiden, ob eine Parachain pausiert oder entfernt werden soll. In der Praxis handelt es sich also um eine Art von permissioned Blockchain System.

  • Cosmos: Zielbild ist eher die Interoperabilität zwischen souveränen Blockchain-Systemen zu ermöglichen.

  • Dfinity: aktuell ein geschlossenes System, dass durch eine kleine Anzahl an Investoren und Token-Halter kontrolliert wird. Wird eher als eine dezentrale Alternative für AWS und nicht als Base Layer für globale Abwicklungen gesehen.

Lubin sieht Ethereum als am besten positioniert, um die Funktion einer globalen Abwicklungsplattform einzunehmen. Ethereum hat das größte Blockchain Ökosystem mit Hinblick auf vielerlei Metriken wie Protokoll-Entwickler, Applikations-Entwickler, Grad der Dezentralisierung auf verschiedenen Ebenen, Zensur-Resistenz etc. Für die Realisierung dieser Vision müssen allerdings in Bezug auf die User Experience, Privatsphäre und Skalierung noch einige Herausforderungen überwunden werden. Dies soll mit der Entwicklung von Ethereum 2.0 geschehen.

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