Die Intersektion zwischen Blockchain-Technologie, Crypto Assets und Online Gaming ist ein spannendes Feld. Online Gaming ist potentiell eine der Early Adopter Industrien, die Kryptowährungen in den Mainstream bringen wird.

Gamer sind größtenteils bereits Digital Natives. Das Konzept von eigenen, digitalen Spiele-Währungen und Wertobjekten (in-Game Items) ist bereits Stand der Technik und ein wesentlicher Monetarisierungs-Mechanismus für Spieleentwickler. Allerdings besitzen Spieler diese Items nicht wirklich, da es sich dabei lediglich um ein paar Zeilen Code auf den Servern des Spieleanbieters handelt, d.h. Spielentwickler haben volle Kontrolle. Blockchain-Technologie bzw. Crypto Assets ermöglichen erstmals den tatsächlichen Besitz von in-Game Items für Spieler, wodurch diese in ihren Eigenschaften mehr physischen Sammelkarten (wie Magic: the Gathering) entsprechen, als knappe Ressource konstituiert und frei handelbar werden können.
Crypto Assets können unterschiedliche Objekte in Spielen repräsentieren. Hierzu zählen Items (z.B. Schwert) und Charaktere (z.B. Ritter), die direkten Einfluss auf das Gameplay nehmen können (z.B. in der Form von mehr erzeugten Schaden oder Skill). Neben diesen ist die Nutzung von sogenannten Skins (z.B. individuelles Aussehen des Ritters) üblich, die eher kosmetische Eigenschaften darstellen. Skins sind insbesondere durch die Counter-Strike Community populär geworden. Steam, die größte digitale Plattform für den Vertrieb von Online Spielen, bietet über den Steam Marktplatz bereits den Handel von Skins an. Darüber hinaus können Crypto Assets auch digitale Währungen abbilden, die innerhalb der Online Spiele als Transaktionseinheit genutzt werden (z.B. Wow Gold in World of Warcraft). So können komplexe Wirtschaftsgütersysteme in und zwischen Spielewelten entstehen.
Als offene, interoperable Backend- und Finanzinfrastruktur ermöglicht Blockchain-Technologie, dass jedes in-Game Item seine eigene Identität auf einem dezentralen, beständigen Netzwerk erhält. Diese können mit spezifischen Metadaten definiert und als fungible (ERC-20) oder auch nicht-fungible (ERC-721) Gegenstände abgebildet werden. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für das Spiel-Design und die Interkation mit dem Spieler. Jeder Token hat seine eigene Historie auf der Blockchain, wodurch Spieler erstmals einen eigenen, permanenten Werdegang ihrer Gamer Identität bzw. Reputation kreieren können. Das bedeutet auch, dass Identitäten und In-Game Items nicht mehr ausschließlich an ein Spiel gebunden sein müssen, sondern portierbar und zusammensetzbar in Spiele-übergreifender Art und Weise interoperabel genutzt werden können. Durch die Verknüpfung zwischen Online Gaming und der Public Blockchain steht des Weiteren auch die Nutzung der finanziellen Infrastruktur zur Verfügung. In der Zukunft werden Spieler ihre in-Game Items über dezentrale Handelsbörsen tauschen, mit Verzinsung an andere Spieler verleihen und als Wetteinsatz auf Spielergebnisse nutzen können. Steven Spielberg‘s Science-Fiction Blockbuster Film „Ready Player One“ legt nahe, wie eine solche Welt in der Zukunft aussehen könnte.
Enjin zählt zu einem der führenden Spieler, die versuchen die Vision eines Spiele-übergreifenden Ökosystems (Multiverse) in die Realität bzw. in die Online Gaming Industrie zu tragen. Die Zusammenstellung der folgenden Artikel soll einen gesamtheitlichen Überblick des Projektes und tieferes Marktverständnis für die Gaming Industrie schaffen.
2009 hat Enjin das Enjin Network, eine Gaming Community Plattform, die mittlerweile über 20 Millionen Nutzer und 250.000 Communities aufweist, in den Markt eingeführt. Die Plattform stellt verschiedene Tools, wie Website Baukästen, Foren und mobile Apps für die Entwicklung und das Management von Gaming Communities bereit. 2017 wurden durch einen Initial Coin Offering rund 19 Millionen US Dollar für den Ausbau einer Blockchain-basierten Plattform eingesammelt, die jedem erlauben soll, Crypto Assets für Online Spiele zu erschaffen, managen, handeln und aufzubewahren. Über die letzten zwei Jahre wurden wesentliche Entwicklungs-Meilensteine für die Schaffung dieses Ökosystems erreicht. Dieses wurde vor Kurzem auf der Game Developers Conference 2019 (GDC) ausführlich präsentiert.
Enjin Platform besteht aus unterschiedlichen Komponenten (Trusted Cloud, Plattform API, Wallet Daemon, Blockchain SDK, Entwickler Portal), die gemeinsam eine robuste und flexible Entwicklungsumgebung schaffen, um Crypto Assets zu erschaffen und in Online Spiele zu integrieren, ohne Blockchain-spezifische Kenntnisse zu besitzen. Die Trusted Cloud ist der grundlegende Backend Service der Enjin Plattform, ein Cloud-basierter Service, der Spiele mit der Ethereum Blockchain verknüpft. In diesem Sinne fungiert er als Hub, der Anfragen von Clients und Servern zwischen Spiel und Blockchain managt. Das Plattform API basierend auf GraphQL erlaubt es mit der Enjin Plattform über die populärsten Programmiersprachen, wie Javascript, Ruby, Python, Swift etc. zu kommunizieren. Der Wallet Daemon ist ein Tool, das die automatische Autorisierung von Transaktionsanfragen im Sinne eines automatisierten Blockchain Wallets für Spielentwickler zur Abwicklung großer Transaktionsvolumen erlaubt. Das Blockchain Software Development Kit (SDK) ist eine grafische Benutzeroberfläche für die Interaktion mit den Entwicklungstools. Das SDK für den Unity Game Engine ist bereits im Unity Asset Store verfügbar. Unity zählt zu einer der beliebtesten Entwicklungsumgebungen für Spieleentwickler, die rund 30 Plattformen inkl. iOS, Android, Windows, Playstation und Xbox unterstützt. Weitere Integrationen des SDKs in Godot und Minecraft sind im Gange. Das Entwickler Portal beinhaltet Dokumentation und Support, um einen nahtlosen Onboarding-Prozess für Entwickler zu schaffen.
Der Enjin Coin (ENJ) nimmt als Utility Token eine interessante Funktion innerhalb dieses Ökosystem ein. ENJ ist ein ERC-20 Token auf der Ethereum Blockchain, auf eine maximale Geldmenge von 1 Milliarden ENJ limitiert und bei einer aktuellen Zirkulation von rund 767 Millionen ENJ. Teil des Blockchain SDK ist der Enjin Mintshop. Hier können neue Blockchain-basierte in-Game Items kreiert werden. Diese basieren auf dem ERC-1155 Token Standard, der durch Enjin entwickelt wurde. ERC-1155 ist ein Multi-Token Standard und erlaubt es eine beliebige Anzahl an ERC-20 und ERC-721 Token innerhalb eines einzigen Smart Contracts zu schaffen. Für die Schaffung eines ERC-1155 Crypto Assets innerhalb des Enjin Mintshops werden ENJ Token als digitale Reservewährung in das jeweilige in-Game Item integriert (gemintet), d.h. Entwickler können einen tangiblen Marktwert in Form von ENJ in das jeweilige in-Game Item prägen. Mit einer zunehmenden Adaption der Enjin Plattform steigt also die Nachfrage nach ENJ Token, die durch das Minting von in-Game Items aus der Zirkulation genommen werden. Spieler, die mit ENJ hinterlegte ERC-1155 Crypto Assets besitzen können diese auch schmelzen (vernichten), wodurch die ENJ Tokens wieder im Wallet des Spielers in Zirkulation treten. Minting und Melting von in-Game Items sind gängige Konzepte in der Gaming Welt.
Weitere Kernbestandteile des Ökosystems sind der Enjin Wallet, der für iOS und Android verfügbar ist, als auch der Enjin Blockchain Explorer. Enjin Wallet ist primär für die Interaktion von Online Spielern mit ihren Crypto Assets gedacht und zählt zu einem der besten Wallets in Hinblick auf Sicherheit und User Experience. Der Wallet unterstützt aktuell BTC, LTC, ETH, ERC-20 und ERC-1155 Tokens. Zudem ist das Schmelzen von in-Game Items und Empfangen von Crypto Assets über QR Code Scanning oder Enjin Beam möglich, wodurch auch Spieler, die noch keinen Wallet besitzen, einfach in das Ökosystem integriert werden können. Mittlerweile gibt es mit Kyber, Bancor und Changelly auch eine Integration verschiedener dezentraler Handelsbörsen in den Wallet, so dass Token Swaps innerhalb dieses durchgeführt werden können. Neben dem Wallet wurde EnjinX, ein eigener Web-basierter und universaler Blockchain Explorer (analog Etherscan) entwickelt. Dieser dient Entwicklern, Spielern und Investoren in erster Linie dazu einen Überblick des ERC-1155 Crypto Asset Ökosystems zu bekommen. Inzwischen nutzen aber auch einige Handelsbörsen wie Binance EnjinX als eigen-gebrandeten Blockchain Explorer.
Neben Samsung‘s neues Galaxy S10 Smartphone für Aufmerksamkeit. Der in das Smartphone integrierte Blockchain Keystore unterstützt BTC, ETH und ENJ. Online Gaming als auch Kryptowährungen sind relativ große Märkte in Südkorea, d.h. dort wird die Intersektion besonders spannend. Über 30 Spiele, die auf der Enjin Plattform neuartige, Blockchain-basierte Spiele entwickeln, befinden sich im Endstadium der Entwicklung. Einige nutzen auch die Möglichkeit zur Kapitalbeschaffung durch den Pre-Sale unterschiedlicher in-Game Items. Gemeinsam mit Enjin arbeiten einige Spieleanbieter an der Entwicklung eines Gaming Multiverse, innerhalb dessen spezifische in-Game Items in jedem der Spiele auf ähnliche Art und Weise eingesetzt werden können. Ein hervorzuhebendes Pilot Projekt des Multiverse ist die Kooperation mit der SENS Research Foundation (SFR). SFR entwickelt und fördert Zugang zu Therapien, die Alters-bedingte Krankheiten und Gebrechen bekämpfen. Gemeinsam wurde der SENS NFT Donation Store gelauncht. Wenn man über diese Webseite der Stiftung Geld spendet bekommt man eine Quittung im Sinne eines ERC-1155 Crypto Assets. Dieses kann in jedem der Spiele innerhalb des Multiverse für extra Leben, wie z.B. ein Pilz in Super Mario oder einer stärkeren Rüstung in World of Warcraft, genutzt werden 😊. Damit auch ein sehr interessanter Mechanismus für soziales Engagement und die Finanzierung gemeinnütziger Zwecke.
Auch im Online Gaming befinden wir uns noch in einer Innovators-Phase bzgl. der Integration von Blockchain-Technologie. Der Produktlebenszyklus, die Innovationen und Iterationen neuer Spiele sind in dieser Industrie jedoch deutlich schneller als in anderen. Neue Computing Plattformen wie Virtual und Augmented Reality werden diesen Trend weiter beschleunigen. Die Eintrittsbarrieren im Hinblick auf regulatorische Rahmenbedingungen und gesellschaftliche Akzeptanz sind deutlich geringer. Mit Plattformen, wie Enjin, die ein ganzes Ökosystem mit durchgängiger User Experience bereitstellen und es Spielentwickler so einfach wie möglich machen, Crypto Assets in ihre Games zu integrieren, werden wir hier wahrscheinlich die ersten Mainstream Anwendungsfälle sehen.